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Im Sprint über 7,5 Kilometer bei der Para Biathlon-WM in Prince George (Kanada) werden die deutschen Frauen mit Sehbeeinträchtigung ihrer Favoritenrolle gerecht und holen einen Dreifacherfolg. Anja Wicker verpasst den Titel nur um 2,1 Sekunden und ist trotzdem glücklich, genau wie der von einer Erkältung geschwächte Marco Maier nach Bronze.

Es war ein gehöriger Schreckmoment, den Linn Kazmaier von der SZ Römerstein und ihr Guide Florian Baumann in der ersten von drei 2,5-Kilometer-Schlaufen erlebten. Baumann zog es in einer Abfahrt den Ski weg, beide stürzten. „Ich bin in den Tiefschnee gefallen und mein eigener Ski ist weggeflogen. Da dachte ich kurz: Boah, jetzt kannst du nicht mehr weiterlaufen“, berichtete die 17-Jährige. Kazmaier jedoch berappelte sich – und wie! Trotz des Sturzes, trotz ihrer inneren Zweiflerin und trotz eines Fehlers beim zweiten Schießen lief sie zu Gold in 24:50,8 Minuten. „Darauf kann ich echt stolz sein“, sagte sie.

Silber ging in 24:55,3 Minuten an Leonie Walter (SC St. Peter) mit ihrem Guide Christian Krasman, die ebenfalls einmal in die Strafrunde musste. „Läuferisch war es ganz gut, am Schießstand muss ich noch meinen Rhythmus finden“, sagte die 20-Jährige. Bronze holten Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, 25:46,0 Minuten, kein Fehler) und ihr Guide Pirmin Strecker, die nach dem ersten Schießen sogar kurzfristig auf Goldkurs lagen. „Das konnte ich gar nicht glauben, da bin ich mal kurz eskaliert“, sagte sie lachend. Dass es am Ende nicht ganz nach vorne reichte, änderte nichts daran, dass die 22-Jährige ein gutes Gefühl von ihrem WM-Auftakt mitnahm. Auf den weiteren Plätzen landeten die Ukrainerinnen Nataliia Tkachenko und Ilona Varkovets.

Heißes Duell mit der Top-Favoritin

Für die erste deutsche Medaille dieser WM hatte Anja Wicker (MTV Stuttgart) bei den Frauen der sitzenden Klasse gesorgt. Die 32-Jährige landete nach zweimal Null in 27:32,7 Minuten nur 2,1 Sekunden hinter der Siegerin Oksana Masters aus den USA, mit der sie sich einen durchgehend packenden Zweikampf geliefert hatte. „Das war so, wie ich es mir vorstelle. Für solche Renntage trainiere ich das ganze Jahr“, sagte Wicker und haderte angesichts der so knapp verpassten Goldmedaille keine Sekunde. Bronze ging an Kendall Gretsch aus den USA, Andrea Eskau (USC Magdeburg), die unter den kalten Bedingungen zu kämpfen hatte, wurde Fünfte.

Bei den Männern stehend fing Marco Maier (SV Kirchzarten) auf den finalen 2,5 Kilometern noch den vor ihm liegenden Grygorii Vovchynskyi aus der Ukraine ab und holte in 21:58,0 Minuten Bronze hinter Mark Arendz (Kanada, 21:05,5 Minuten) und Serhii Romaniuk (Ukraine, 21:26,0 Minuten). Dabei hatte es für den als Titelverteidiger gestarteten 24-jährigen Allgäuer zunächst unglücklich ausgesehen. Gleich sein erster Schuss ging daneben. „Das war ein blödes Gefühl, aber ich konnte es gut abschütteln und habe mich nicht unterkriegen lassen“, sagte er.

Bronze war für ihn ein schöner Erfolg – vor allem angesichts der Erkältung, die ihn in der unmittelbaren WM-Vorbereitung arg zurückgeworfen hatte. „Mir brennt die Lunge noch ganz schön. Aber ich merke, dass es besser wird.“ Maiers Vereinskamerad vom SV Kirchzarten, Alexander Ehler, musste insgesamt viermal in die Strafrunde – zu viel für einen vorderen Platz. Er wurde in 24:04,3 Minuten Neunter.

Bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung holte der Ukrainer Oleksandr Kazik Gold. WM-Debütant Lennart Volkert (PSV München, mit Guide Nils Kolb) wurde Siebter – nachdem er zuvor seine Langlaufschuhe im Hotel vergessen hatte. „Das war natürlich ziemlich aufregend, aber es hat offenbar Glück gebracht. Ich bin happy. Vielleicht sollte ich die Schuhe jetzt öfter vergessen“, scherzte er. Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Robin Wunderle) war läuferisch stark, hatte aber Probleme am Schießstand. Vier Fehler resultierten bei ihm in Platz neun.

„Wir wissen nicht, woran es liegt und versuchen, dass wir es in den Griff bekommen“, sagte Bundestrainer Ralf Rombach, der sich über die Ergebnisse des Tages insgesamt „sehr zufrieden“ zeigte. Anja Wicker attestierte Rombach „das beste Rennen seit Jahren“, Lennart Volkerts Leistung hob er ebenfalls hervor. Einen speziellen Dank richtete er an die Skitechniker. „Sie haben ganze Arbeit geleistet. Wir waren supergut dabei.“

Am Donnerstag geht es in Prince George mit dem Einzelrennen über 12,5 Kilometer weiter.

Alle Informationen zum deutschen Aufgebot, zum Zeitplan sowie zu den Ergebnissen gibt es auf unserer Webseite. 

Text: Benjamin Schieler / DBS

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