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Vom 9. bis 15. Oktober treten die deutschen Sitzvolleyball-Mannschaften bei den Europameisterschaften in Caorle (Italien) an. Dem Sieger winkt die Qualifikation für die Paralympics im kommenden Jahr in Paris. Cheftrainer Christoph Herzog, der seit Sommer in Doppelfunktion die deutschen Damen und Herren betreut, möchte mit beiden Mannschaften um den Titel mitspielen.

„Unser Ziel ist es, jeweils das Finale zu erreichen, um den Titel zu kämpfen und im besten Fall das Ticket für die Sommerspiele in Paris zu lösen“, gibt Herzog die Marschrichtung vor – wohlwissend, dass dies kein leichtes Unterfangen wird. Für Deutschlands Sitzvolleyball-Damen stünden die Chancen bei dieser Europameisterschaft aufgrund der Gruppenkonstellation und den Teilnehmern allerdings nicht schlecht. Gespielt wird in zwei Gruppen. Deutschland bekommt es mit Ungarn, Kroatien, der Türkei und Gastgeber Italien in der Vorrunde zu tun. Die Italienerinnen gehören für Herzog neben den Sloweninnen in der Parallelgruppe zu den Anwärterinnen auf den Titel. „Beide Teams muss man wohl schlagen, wenn man Europameister werden will. Gegen Slowenien ist uns das schon einige Male in wichtigen Duellen gelungen“, betont der Coach, der sich mit einem guten Gefühl auf den Weg nach Caorle machte. „Italien sehe ich als stärkste Mannschaft. In einem Endspiel hat aber jeder eine 50:50-Chance. Da entscheidet die Tagesform.“

Bis Dienstag haben sich die Frauen in einem gemeinsamen Trainingslager mit den Männern in Kienbaum den letzten Feinschliff geholt. „Wir haben unser Spielsystem noch einmal erweitern und festigen können sowie zwei neue Spielerinnen integriert“, sagt Herzog. Mit Thyrza Kiewik kam eine ehemalige Volleyballerin mit Erstligaerfahrung in den Niederlanden hinzu, die seit zwei Monaten einen deutschen Pass besitzt. Aufgrund ihrer spielerischen Qualitäten ist sie sofort eine große Verstärkung. Dazu kommt mit Sonja Wilkens ebenfalls eine ehemalige Volleyballerin. „Sie hat ein gutes Auge und einen tollen Aufschlag“, fügt der Trainer an. „Bei ihr werden wir schauen müssen, wie schnell sie sich nach ihrer Operation an die neuen Gegebenheiten anpassen kann. Das Schöne ist, dass wir endlich genug Spielerinnen haben, die wir bringen können. Das stimmt mich sehr positiv.“

Davon abgesehen sei das Gros des Teams zusammengeblieben, die Geschlossenheit der Mannschaft soll entscheidend zum erfolgreichen Abschneiden beitragen. „Die Mädels sind heiß, jetzt müssen wir schauen, ob der Kopf und die Nerven mitspielen.“
 
Jürgen Schrapp übernimmt Kapitänsrolle von Stefan Hähnlein

Auch die Männer haben an ihrem Spielsystem gearbeitet und neue Angriffskombinationen einstudiert. Allerdings unter anderen Vorzeichen. Infolge eines Trainerwechsels übernahm Christoph Herzog im Sommer die deutschen Herren von Michael Merten, der das Team seit 2017 trainierte, und ist seitdem in Doppelfunktion als Chefcoach tätig. Viel Zeit zur Vorbereitung auf diese EM blieb ihm daher nicht – wenngleich Herzog betont, dass „wir uns nicht lange finden mussten. Es herrscht eine gute Grundstimmung. Die Jungs ziehen gut mit. Wir kennen uns lange, das gegenseitige Vertrauen ist da“, berichtet der langjährige Sitzvolleyball-Nationalspieler.

Auf eigene Initiative hin habe das Team den Kapitän gewechselt: Stefan Hähnlein hat die Binde an Jürgen Schrapp übergeben. „Damit wollen die Jungs einen neuen Reiz setzen. Vielleicht holen sie nochmal ein paar Prozente mehr heraus“, sagt Herzog, der seiner Mannschaft in Bestform einiges zutraut: „Das Team ist sehr reif. Ob es am Ende reicht, den großen Favoriten Bosnien zu schlagen, muss man sehen.“

Sein Team sei auf einem hohen spielerischen Level angekommen, „ich kann praktisch nahezu alle Spieler sofort bringen und hätte kaum einen Leistungsabfall“. Die deutschen Gruppengegner heißen Serbien, Ukraine, Türkei, Ungarn und Lettland. Die Ukraine gilt als schwerster Brocken in der Vorrunde. Ziel ist auch hier das Endspiel. Der Sieger hat zugleich das Ticket für Paris gelöst. Für die anderen gilt: Die letzten Startplätze werden beim Weltcup in Kairo beziehungsweise dem Qualifikationsturnier im Frühjahr 2024 vergeben. „Eine vorzeitige Qualifikation würde die Jahresplanung idealerweise etwas entspannen“, betont Herzog.

Mit der sicheren Paralympics-Teilnahme könnten die Sportler*innen das Sportjahr 2024 etwas später angehen. Der Coach hofft, mit beiden Teams in Paris dabei zu sein. „Bis dahin haben wir zwar noch einen straffen Plan vor uns. Aber bislang ziehen alle mit. Ich bin guter Dinge und freue mich nun erst einmal auf eine hoffentlich erfolgreiche EM.“

Weitere Informationen, den Spielplan und Ergebnisse gibt es auf der Veranstaltungswebseite.

Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier


Der Kader der Herren für die EM in Caorle:
Dominik Albrecht (36 / Bocholt / TSV Bayer 04 Leverkusen), Magnus Fischer (33 / Bückeburg / TSV Bayer 04 Leverkusen), Stefan Hähnlein (33 / Berlin / TSV Bayer 04 Leverkusen), Thomas Renger (51 / Greven / TSV Bayer 04 Leverkusen), Torben Schiewe (38 / Celle / TV Güls), Alexander Schiffler (41 / Dresden / Dresdener SC 1898), Lukas Schiwy (28 / Grevenbroich / TSV Bayer 04 Leverkusen), Jürgen Schrapp (49 / Illertissen / TSV Bayer 04 Leverkusen), Florian Singer (25 / Dresden / Dresdener SC 1898), Mathis Tigler (27 / Dinslaken / TSV Bayer 04 Leverkusen), Francis Tonleu (46 / Akonolinga (Kamerun) / BSG Emmelshausen), Martin Vogel (51 / Sao Paulo (Brasilien) / TG Nürtingen), Sebastian Vollmer (37 / Magdeburg / HSV Medizin Magdeburg), Heiko Wiesenthal (48 / Mayen / TV Güls)
 
Der Kader der Damen für die EM in Caorle:
Anne-Kathrin Brendt (36 / Halle an der Saale / BTS Neustadt Bremen), Corinna Cavier (38 / Berlin / PSC Berlin), Daniela Cierpka (32 / Magdeburg / HSV Medizin Magdeburg), Marlies Dreblow (61 / Großenhain / SC Potsdam), Thyrza Kiewik (27 / Oldenzaal (Niederlande) / Anpfiff Hoffenheim), Tanja Anna-Maria Krosse (32 / Leipzig / LBRS e.V.), Michelle Schiffler (40 / Lake Wales (USA) / LBRS e.V.), Ronja Schmölders (29 / Düsseldorf / TSV Bayer 04 Leverkusen), Sonja Scholten (35 / Waldbröl / TSV Bayer 04 Leverkusen), Josefine Seifert (34 / Lutherstadt Wittenberg / LBRS e.V.), Lena Talabudzinow (21 / Bernau / LBRS e.V.), Sonja Wilkens (48 / Bremen / BTS Neustadt Bremen)

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