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Goalball: Das deutsche Nationalteam um Center Michael Feistle will die positive Entwicklung auch bei der WM in Malmö fortsetzen und mindestens ins Viertelfinale einziehen – Platz auf dem Podium bedeutet Paralympics-Teilnahme 2020

Frechen, 29. Mai 2018. 2017 jubelten Deutschlands Goalballer überraschend über EM-Silber. Ein historischer Triumph, schließlich war es die erste internationale Medaille eines deutschen Teams seit zehn Jahren und für die Herren sogar der größte Erfolg seit dem WM-Titel 1990. Michael Feistle, der Center der Nationalmannschaft, war wie fast alle seiner Mitspieler damals noch nicht einmal auf der Welt. Doch der zweite Platz bei der EM unterstrich die großartige Entwicklung der vergangenen Jahre. Deutschland hat ein junges Team mit Perspektive – und will den Aufschwung auch bei der Weltmeisterschaft vom 3. bis 9. Juni im schwedischen Malmö fortsetzen.

Endspiel der Goalball-EM – und Deutschland war dabei. Das hatte es lange nicht mehr gegeben. „Endlich durften wir am Finaltag unsere Sporttaschen packen, das war ein super Gefühl. Sonst haben wir immer nur am Rand gesessen, wenn es um Medaillen ging“, sagt Michael Feistle, der bei dem Turnier als zweitbester Schütze auf sich aufmerksam machte. Zwar war Paralympics-Sieger Litauen noch eine Nummer zu groß, doch das junge deutsche Team spielte eine herausragende EM. Auch die Vorbereitung in diesem Jahr sorgt für Zufriedenheit. Mit zwei zweiten Plätzen und einem dritten Rang bei internationalen Turnieren setzte die Mannschaft des Trainer-Duos Johannes Günther und Stefan Weil weitere Ausrufezeichen.

Feistle: „Können noch lange in dieser Konstellation spielen und haben schon jetzt ein gutes Niveau“

„Wir scheinen manchmal besser zu sein, als wir noch denken“, sagt Feistle mit einem Schmunzeln und ergänzt: „Bei den Turnieren in diesem Jahr haben wir gezeigt, das EM-Silber kein Zufall und nicht nur Turnierglück war. Wir haben noch immer eine sehr junge Mannschaft, können noch lange in dieser Konstellation spielen und haben jetzt schon ein gutes Niveau“, betont Feistle. Klingt fast schon wie eine kleine Kampfansage an andere Nationen, die das Goalball-Geschehen seit Jahren dominieren. Auch dort wird die gute Entwicklung des deutschen Teams wahrgenommen. Die Paralympics-Qualifikation, die guten Auftritte bei den Spielen in Rio, EM-Silber – das registrieren auch die Kontrahenten. Die Rolle des kleinen Außenseiters legt die Mannschaft Schritt für Schritt ab.

„Früher waren wir froh, wenn es gegen Gegner wie Litauen keinen Abbruch gab, bei der EM standen wir dann gegen sie im Finale“, berichtet Michael Feistle. Zu einem Abbruch kommt es im Goalball – einer temporeichen Sportart für sehbehinderte und blinde Menschen, bei der zwei Dreier-Teams mit einem Klingelball auf neun Meter breite und 1,30 Meter hohe Tore gegeneinander spielen – wenn ein Team zehn Tore vor dem anderen liegt. An solche Momente kann sich der 25-jährige Dürener noch erinnern. „Wir sind eine Mannschaft, die den Misserfolg kennengelernt hat. Wir wissen, wie es sich anfühlt, eine Klatsche zu kassieren.“

Umso mehr wissen Feistle und Co. den derzeitigen Aufschwung zu schätzen. Es ist ein Ergebnis harter Arbeit. Das Trainer-Duo Günther und Weil hat die Mannschaft seit vielen Jahren akribisch und mit großem Engagement vorangebracht, junge Talente kamen hinzu und verdrängten die „alten Hasen“ wie Stefan Hawranke (33) und Reno Tiede (28), die jedoch weiterhin wichtige Pfeiler im Teamgefüge sind und ihre Erfahrung mit einbringen. Es hat sich eine Formation gefunden, die harmoniert – auf und abseits des Spielfeldes. Die Startformation mit Center Feistle (25), Oliver Hörauf (21) und Thomas Steiger (21) gehört zu den jüngsten der Welt.

Großes Vertrauen zueinander: „Wir funktionieren als Mannschaft“

„Wir haben viel Spaß miteinander und funktionieren als Mannschaft, auch wenn schwierige Entscheidungen anstehen“, sagt Michael Feistle. Dazu kommt das große Vertrauen zueinander. „Wir sind inzwischen unglaublich gut abgestimmt, es kommt keine Hektik auf. Diese Ruhe sorgt für ein gutes Gefühl auf dem Feld – und das ist ein wichtiger Baustein dafür, dass es gerade so gut läuft“, erklärt der Spieler und Vorsitzende der SSG Blista Marburg. Mittlerweile hätte das Team auch die Gewissheit erlangt, an einem richtig guten Tag gegen alle Mannschaften gewinnen zu können. Selbst Paralympics-Sieger Litauen wurde schon bezwungen.

Von großen Träumereien halten die deutschen Goalballer jedoch nichts. Natürlich würden sie sich nicht dagegen wehren, bei der WM in Malmö auf einem Platz auf dem Podium zu landen. Denn das würde nicht nur eine Medaille bedeuten, sondern gleichzeitig bereits im ersten Anlauf ein Ticket für die Paralympics in Tokio. Weitere Chancen gibt es bei den World Games sowie bei der Heim-EM in Rostock im Oktober 2019. Doch große Töne passen nicht zur Mentalität dieses Teams, das sich die positive Entwicklung hart erarbeitet hat. Und Feistle weiß: „Wir gehören inzwischen sicherlich zu den guten Goalball-Mannschaften, aber ein schlechtes Spiel kann vieles kaputt machen. Wir wissen ganz genau, dass Erfolg kein Selbstläufer ist. Unser Ziel ist das Erreichen des Viertelfinals, zumal wir eine richtig starke Gruppe erwischt haben.“

Gegner in der Achtergruppe in der Vorrunde sind zum Auftakt am 3. Juni die USA, Silbermedaillengewinner bei den Paralympics, gegen die im Viertelfinale Endstation war, die starken Brasilianer, Dritter bei den Spielen in Rio, dazu Kanada, Tschechien, Ägypten, Japan und zum Abschluss der Iran als große Unbekannte. Ein schweres Programm, das das deutsche Team überstehen muss, bevor man sich Gedanken über das Viertelfinale machen kann. „Dafür muss schon alles zusammen passen“, sagt Feistle. Doch die starken Auftritte der jüngeren Vergangenheit haben der Mannschaft Mut und Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben. Und natürlich hätten Michael Feistle und Co. auch bei der WM nichts dagegen, wenn sie am Finaltag wieder ihre Sporttaschen packen dürften – wohlwissend, dass sie damit schon für die nächste Sensation gesorgt hätten.

Die deutsche Goalball-Nationalmannschaft für die WM in Malmö: Michael Feistle (25, Düren, SSG Blista Marburg), Oliver Hörauf (21, Bautzen, BFV Ascota Chemnitz), Thomas Steiger (21, Ellwangen, BVSV Nürnberg), Reno Tiede (28, Rostock, RGC Hansa Rostock), Stefan Hawranke (33, Zittau, SSV Königs Wusterhausen), Felix Rogge (29, Neubrandenburg, BFV Ascota Chemnitz).

Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.

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