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Das Trio Andrea Eskau, Steffen Lehmker und Alexander Ehler gewinnt die erste deutsche Medaille im Team-Wettbewerb seit 20 Jahren. „Das ist so viel wert wie zweimal Gold“, sagt Ehler.

PyeongChang, 18.03.2018. Ziemlich genau auf den Tag 20 Jahre ist es her, da gewannen zuletzt deutsche Langlauf-Staffeln Medaillen bei Paralympischen Spielen. 1998 in Nagano holten die Männer Silber und die Frauen Bronze. Im südkoreanischen PyeongChang ist am Sonntagvormittag (Ortszeit) eine lange Durststrecke ohne Erfolg im Team zu Ende gegangen – ein Resultat, auf das die Mannschaft um Bundestrainer Ralf Rombach zwar gehofft hatte, das sie aber dennoch völlig überwältigte.

Dabei hatte der letzte Wettkampftag der Paralympics 2018 zunächst mit einer schlechten Nachricht begonnen. Clara Klug und ihr Guide Martin Härtl, die an Position zwei der Mixed-Staffel über 4x2,5 Kilometer laufen sollten, mussten passen. Die 23-Jährige vom PSV München, ohnehin angeschlagen nach strapaziösen Biathlon-Rennen, war mit Grippesymptomen aufgewacht. Der Bundestrainer musste umplanen – und erkundigte sich bei Andrea Eskau, ob sie auch zwei Runden laufen könne.

Die 46-Jährige vom USC Magdeburg, die zuvor bei diesen Spielen in sechs Rennen fünf Medaillen errungen hatte, sagte sofort zu. „Ich war schon ziemlich fertig nach dieser Woche, aber ich wusste, dass ich es dennoch draufhabe.“ Genau das bewies sie gegen ganz starke Konkurrenz. Nach der ersten Runde übergab die Elsdorferin als Siebte an Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld), der das Team im Skating auf Rang vier brachte. Eskau überholte anschließend die Weißrussin Valiantsina Shyts und nährte die Hoffnung aufs Podest. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) lief zeitweise sogar auf Silberkurs, nachdem er den Japaner Taiki Kawayoke stehen ließ, musste aber den heranstürmenden Kanadier Mark Arendz noch vorbeiziehen lassen, der 3,4 Sekunden Vorsprung herauslief. Gold ging in 24:31.9 Minuten an die überlegene Staffel der Ukraine.

Im Ziel nach 25:25.3 Minuten lag sich das deutsche Trio in den Armen. „Wahnsinn, ich kann es gar nicht fassen. Ein Riesendank an Andrea und Alex. Das war eine tolle Gemeinschaftsleistung“, sagte Steffen Lehmker. Alexander Ehler bekannte: „Ich war so traurig nach dem Langlauf-Sprint. Da wäre Gold für mich drin gewesen, wenn ich mich nicht für die falschen Skier entschieden hätte.“ Die Bronzemedaille um den Hals hängend ergänzte er: „Das ist so viel wert wie zweimal Gold.“

Andrea Eskau komplettierte derweil ihren südkoreanischen Medaillensatz. Sie nimmt aus PyeongChang zweimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze mit. Das sei schön, sagte sie augenzwinkernd – „weil mir die Bronzemedaille optisch so gut gefällt“. Noch mehr aber gönnte sie ihren Mannschaftskameraden das kostbare Souvenir. „Ich freue mich so sehr für die Jungs“, sagte sie. Und der stolze Bundestrainer fügte hinzu: „Eine Teammedaille ist immer etwas ganz Besonderes. Seit Jahren versuchen wir eine zu gewinnen. Heute hat es endlich geklappt.“

In der anschließenden freien Staffel über 4x2,5 Kilometer liefen Martin Fleig und Nico Messinger (beide vom Ring der Körperbehinderten Freiburg, Messinger zunächst mit seinem Guide Lutz Klausmann, in der zweiten Runde dann mit Florian Schillinger) jeweils zweimal und kamen beim Triumph der französischen Equipe (22:46.6 Minuten) mit 2:06.9 Minuten Rückstand auf einen guten siebten Platz. Im Zielsprint distanzierte Nico Messinger den Gastgeber Korea um 2,2 Sekunden. „Das hat noch einmal richtig Spaß gemacht. Ich habe mir heiße Kämpfe geliefert“, sagte Martin Fleig – und fasste den Erfolg seiner Nationalmannschaftskollegen in einem kurzen treffenden Satz zusammen. „Das war brutal gut.“

Top-8-Platzierung auf dem Zielhang verpasst

Para Ski alpin: Thomas Nolte muss im Slalom mit Rang 14 vorliebnehmen – Zwei Fehler in den Läufen verhindern eine bessere Platzierung

Drei Stangen vor der Zieldurchfahrt passierte es doch noch: Nach einem zuvor guten Lauf rutschte Thomas Nolte wenige Meter vor dem Ende weg, rappelte sich auf und überquerte unter dem Jubel der Zuschauer noch die Ziellinie. Mit seiner Zeit und seiner Platzierung war der 33-jährige Helmstedter freilich nicht zufrieden – ebenso wie mit dem gesamten Abschneiden der deutschen Monoskifahrer bei den Paralympics in PyeongChang 2018. Während die Damen bereits vor dem abschließenden Slalom am Sonntag einige Medaillen sammelten, sind die Herren wie schon in Sotschi 2014 leer ausgegangen.

Die beste Platzierung war ein guter zehnter Rang von Georg Kreiter (33, RSV Murnau) zum Auftakt in der Abfahrt. Anschließend ging es für ihn abwärts. Aus im Super-G, Aus in der Super-Kombination – und dann der schwere Sturz im Riesenslalom mit einer Schlüsselbeinfraktur. Während Kreiter im Krankenhaus die Daumen drückte, wollte Thomas Nolte in seiner Paradedisziplin Slalom als einziger Deutscher noch einmal angreifen. Allerdings verlief die Saison alles andere als optimal – so wie auch schon die Jahre zuvor. Immer wieder wurde Nolte von Verletzungen zurückgeworfen, fiel häufig aus. Es fehlte die Selbstverständlichkeit, die Sicherheit und vor allem die Wettkampfpraxis. Denn: Nur, wer hohes Risiko geht, hat bei den Paralympics eine Chance auf vordere Platzierungen. Doch genau dann wird das System von Thomas Nolte fehleranfällig. So wie in den Rennen zuvor, als sich beim 33-jährigen vom MTV Braunschweig/Team BEB gute Ansätze mit manchem Patzer abwechselten. So war es auch im Slalom.

Nach einem verhaltenen ersten Durchgang inklusive eines Fehlers steigerte sich Nolte im zweiten Lauf und zeigte eine engagierte Fahrt – bis zur drittletzten Stange. „Ich hätte gerne mal zwei Läufe am Stück bis ganz unten durchgebracht. Grundsätzlich bin ich mit meinen Fahrten nicht unzufrieden, doch leider hat es aufgrund der Fehler nicht zu mehr gereicht. Mir fehlen einfach einige Trainingstage im Schnee“, sagte Nolte, der sich zu Beginn der Saison noch den Finger gebrochen hatte. Gerade über das Abschneiden im Slalom sei er natürlich enttäuscht. „Ich habe viel riskiert und Pech gehabt. Als ich die Zuschauer gehört habe, habe ich mich noch einmal zurückgekämpft und das Rennen beendet“, berichtete Nolte.

Für Bundestrainer Justus Wolf ist das Abschneiden nicht völlig überraschend. „Die Vorzeichen standen nicht gut und haben sich durch den Sturz von Georg Kreiter weiter verschlechtert. Thomas Nolte hat leider in den vergangenen Jahren durch eine Krankheit und Verletzungen viel Substanz verloren und konnte das in der kurzen Zeit leider nicht mehr aufholen.“ So sei der Status quo bei den deutschen Herren schwierig. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir uns künftig strukturell noch besser aufstellen können. Es ist wichtig, dass wir uns besser vernetzen und Wege finden, wie wir auch mit dem Deutschen Skiverband und seinen Landesskiverbänden besser kooperieren können. Daher haben wir noch viel Arbeit vor uns, um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben, auch mit Blick auf den Nachwuchs“, betonte Justus Wolf.

Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.

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