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Mit 27 Athletinnen und Athleten sowie zwei Guides bildet die Para Leichtathletik das größte deutsche Team bei den Paralympics in Tokio. Trotz optimaler Vorbereitungstrainingslager in Japan warnt Bundestrainerin Marion Peters vor zu hohen Medaillenerwartungen.

Para Leichtathletik-Nationalmannschaft | Foto: DBS Als die Paralympischen Spiele am Dienstag eröffnet wurden, hatte sich ein Großteil der Para Leichtathletik-Nationalmannschaft längst an den Jetlag und das Klima angepasst. Seit zehn Tagen weilten die meisten schon in Japan, als sie ins Stadion einmarschieren durften. Sieben Athletinnen und Athleten hatten ihr Pre-Camp im südjapanischen Miyazaki abgehalten, elf in Shimabara. Was beide Trainingscamps einte, war der dauerhafte Regen, der teils kühlte, teils aber auch ein geregeltes Training fast unmöglich machte. Und doch war das Wetter am Ende kaum noch Thema.

„Die Sportlerinnen und Sportler sind nach den Pre-Camps glücklich und zufrieden im Dorf angekommen und konnten nahtlos weiter trainieren, das war der Plan und der ist voll aufgegangen“, sagte Bundestrainerin Marion Peters und ergänzte mit Blick auf die Gastfreundschaft vor Ort in Shimabara und Miyazaki: „Für uns wurde wirklich alles möglich gemacht, was innerhalb der Hygienevorschriften erlaubt war. Wir haben viel von der japanischen Kultur mitgenommen und das war wirklich toll. Es war alles hervorragend, wir können uns nur verneigen und bedanken und sagen: Besser kann man es nicht machen.“ Selbst der Bürgermeister von Shimabara war so begeistert, dass er an fünf Tagen zu Besuch war. Und an beiden Orten liefen direkt Gespräche, um auch im kommenden Jahr vor den Weltmeisterschaften in Kobe wieder die Trainingslager dort abzuhalten. „Bis auf das Wetter war wirklich alles optimal“, ergänzte Karl-Heinz Düe, Blocktrainer Sprint/Sprung der Athletinnen und Athleten mit Amputation: „Und sollte es nun beim Wettkampf in Tokio regnen, wären wir umso mehr vorbereitet.“

Dass neben den Goldaspiranten Markus Rehm und Léon Schäfer im Weitsprung, Johannes Floors über 400 Meter sowie Felix Streng und Irmgard Bensusan über 200 Meter dennoch „kleinere Brötchen“ gebacken werden müssen hinsichtlich der zu erwartenden Medaillenausbeute, hat vielfältige Gründe. Die Paralympics-Sieger aus Rio, Heinrich Popow und Franziska Liebhardt, haben aufgehört, Vanessa Low das Nationaltrikot gewechselt und Birgit Kober ist aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei. Die 4x100-Meter-Prothesenstaffel der Männer wurde nach 2016 ebenso aus dem Programm genommen wie das 200-Meter-Rennen von Johannes Floors oder die 400 Meter von Irmgard Bensusan. „Und die neutralen Athleten Russlands, die in Rio gar nicht starten durften, sind dieses Mal wieder dabei, was sich ebenfalls auf unsere Chancen auswirken wird“, erklärt Peters, die nach neun Gold-, neun Silber- und sieben Bronzemedaillen in Rio sagt: „Realistisch wird eine Medaillenzahl zwischen zehn und zwölf sein.“

Weitere Medaillengelegenheiten erhofft sich Peters für Streng, Floors, Schäfer und Bensusan über 100 Meter, Ali Lacin über 200 Meter sowie Sebastian Dietz und Niko Kappel im Kugelstoßen. Auch Daniel Scheil als aktueller Paralympics-Sieger könnte für einen Podiumsplatz gut sein, der Kugelstoßer kämpft aktuell jedoch mit einer hartnäckigen Verletzung. Die Speerwerferinnen Francés Herrmann und Martina Willing, das Kugelstoß-Trio Marie Brämer-Skowronek, Mathias Schulze und Yannis Fischer sowie die Sprinterinnen Lindy Ave, Nicole Nicoleitzik und Nele Moos über 400 Meter könnten überraschen. Für Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé hofft Marion Peters auf eine Finalteilnahme und für Katrin Müller-Rottgardt, dass sie möglicherweise die vorderen Plätze angreifen kann. Die neue 4x100-Meter-Universalstaffel, bestehend aus je zwei Frauen und Männern, die Sehbehinderung, eine Amputation und eine Spastik haben müssen sowie am Ende einen Rennrollstuhl, könnte zur Wundertüte werden, verrät Peters: „Wenn sie es ins Finale schaffen, werden wir sehr happy sein. Da kann man bislang die Konkurrenz noch nicht einschätzen. Überhaupt haben sich einige Nationen in den letzten Monaten rar gemacht bei der Ergebnisübermittlung, sodass man die Konkurrenz nur schwer beurteilen kann.“

Erfahrung sammeln und lernen sollen die Youngsters: Speerwerferin Lise Petersen ist mit 16 Jahren die jüngste deutsche Athletin, Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje feierte auf dem Flug nach Japan ihren 17. Geburtstag und der 19-jährige Kugelstoßer Yannis Fischer gibt ebenfalls sein Paralympics-Debüt. „Merle hat ja bei der EM schon ihr Leistungspotential zeigen können, aber die Konkurrenz hier wird eine andere sein. Yannis könnte von den Vorleistungen vielleicht oben mitstoßen, wenn alles gut läuft, aber für alle drei liegt der Fokus auf Paris 2024“, sagt Peters: „Auch Marcel Böttger mit seinem Guide Alexander Kosenkow, Ali Lacin, Maria Tietze und Nele Moos sind zum ersten Mal bei Paralympics.“

Generell vermutet Peters, dass die Spiele das Niveau der paralympischen Leichtathletik wieder auf ein neues Niveau heben werden. „Nationen, die in der Weltrangliste selten zu finden sind, sehen äußerst gut vorbereitet aus. Und natürlich wissen wir von den Olympischen Spielen, dass die Bahn schnell ist – das wollen wir auch für uns nutzen.“

Quelle: Nico Feißt

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